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Giessener Allgemeine Zeitung vom 23.04.2002 Feuerwehr-Test in der Flammenhölle Grünberg/Gießen (ba). "Grau ist alle Theorie", sagt der Volksmund. Heiß war am Wochenende die Praxis für 130 Feuerwehrmänner und -frauen aus dem gesamten Kreisgebiet. Der Grünberger Stadtbrandinspektor Frank Ide hatte mit finanzieller Unterstützung der Grünberger Sparkasse und der Stadt das erste realistische Training in einer computergesteuerten mobilen Brandübungsanlage organisiert. Der Sattelzug mit Container stammt aus Sachsen-Anhalt und ist einer der ersten in Deutschland seiner Art. "Die immer größer werdenden Gefahren im Einsatzdienst der Feuerwehren erfordern eine umfassende und qualitativ hochwertige Ausbildung der Einsatzkräfte", erklärte Ide seine Beweggründe. "Gerade die Atemschutzträger und ihre Sicherheit im Einsatz liegen mir besonders am Herzen." Viele der jungen Kameraden würden erst im Einsatz mit den Gefahren konfrontiert. Keine noch so gute theoretische Ausbildung könne dabei jedoch die Praxis ersetzen. Und so hieß es für die Männer und Frauen der Einsatzabteilungen aus Allendorf/Lumda, Biebertal, Buseck, Femwald, Grünberg, Heuehelheim, Laubach, Lollar und Staufenberg, Schutzkleidung anzuziehen, Sauerstoffflasche umzuschnallen und über eine Luke im Dach des Containers in die heiße Hölle zu klettern. Getrennt durch eine Scheibe aus hitzebeständigem Panzerglas kann Feuerwehrmann Ralf Hankewitz, der Herr der Übungsanlage, das Verhalten der Kollegen unmittelbar beobachten, über ein Mikrofon Anweisungen geben und per Knopfdruck unterschiedliche Gefahrensituationen und Übungssituationen einleiten. "Vorsicht, Gasflasche!" hallt es durch den Container. "Und jetzt der Flash-over", flüstert Hankewitz bei ausgeschaltetem Mikro - und schon werden die Einsatzkräfte, die stets zu zweit in den Container mussten, von einer Feuerwalze überrascht, die sich schnell an der Decke entlang frisst. Auf einem Monitor sieht der Übungsleiter genau die Temperaturen hinter der Scheibe. Auch das ist eines der Übungsziele: Die Einsatzkräfte sollen in der Hitze an ihre Grenzen gehen. Am Sonntag waren an der Containerdecke über 700 Grad Hitze zu messen. Da kletterten die Feuerwehrleute stets ziemlich erschöpft aus dem Kasten. 5000 Euro stellt die Firma "Brandschutz-Trainingszentrum" aus Sachsen-Anhalt für das Wochenende mit dem etwa 250000 Euro teueren Übungstruck in Rechnung. In den kommenden Tagen werden sich die Wehrführer dem Vernehmen nach zu einem Erfahrungsaustausch treffen und beraten, ob diese Summe sinnvoll angelegt ist Belastungstests und- Übungen sind für Atemschutzträger vorgeschrieben. Die Reaktionen der Feuerwehr-Mitglieder, die am Sonntag der heißen Hölle entkommen konnten, waren sehr positiv.
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